Aus dem Leben von Joseph und Karin Ayok Loewenberg
Ein Leben nach Olympia

Joseph und Karin Ayok
Joseph Ayok ist 22 Jahre alt, als er für die olympische Mannschaft rekrutiert wird. Er soll für den Sudan in Los Angeles eine Medaille im Hürdenlauf gewinnen. Ein Rennen an dem er nie teilnehmen wird.
Heute kann der stattliche Sudanese gelassen auf jenes turbulente und ent-scheidende Jahr 1984 zurückblicken. Bereits ein Jahr zuvor hatte er sich aufgrund seines 9. Ranges an den Weltmeisterschaften für die Olympia-Teilnahme qualifiziert. Nach intensivem Training in Deutschland reiste er an die Sommerspiele. Doch das Rennen, für welches er monatelang trainiert hatte, fand ohne ihn statt. Der Sudan entschied in letzter Minute – gemeinsam mit den ehemaligen Staaten des Ostblocks –, die Spiele in den USA zu boykottieren. In wenigen Augenblicken zerrannen die Hoffnungen seiner engagierten Vorbereitung. Was nun? Joseph Ayok machte einen unvorbereiteten Schritt. Er reiste auf Anraten seiner Familie nach England anstatt in den Sudan zurück. Die fortschreitende Islamisierung seiner Heimat hätte ihm als Christ eine Fortsetzung seiner Sportkarriere verunmöglicht. Zudem drohte ihm die Zwangsrekrutierung durch die Armee, denn nach einer zehnjährigen Periode des Friedens war der Bürgerkrieg zwischen dem muslimischen Norden und dem christlich-animistischen Süden erneut ausgebrochen.
Kindheit im Krieg
Joseph kannte diesen Konflikt bereits aus seiner Kindheit: die Erinnerungen an seine ersten neun Lebensjahre sind von Kriegshandlungen geprägt, denen auch seine Mutter und Brüder zum Opfer fielen. Geboren in eine katholische Familie – der Vater Lehrer, die Mutter kümmerte sich um die sieben Kinder – wurde er bereits mit neun Jahren an eine Internatsschule geschickt. Hier entdeckte man auch sein sportliches Talent. Mit 19 Jahren wurde er vor die Wahl gestellt, ein Sport-College in den USA oder eine Bibelschule in Schweden zu besuchen – er entschied sich für Letzteres. Auch im hohen Norden konnte er seine sportlichen Ziele weiterverfolgen, welche schliesslich in der Olympianomination gipfelten.
In England erlebt er dann als Staatenloser die schwierigste Zeit seines Lebens. Hände und Füsse schienen ihm gebunden. Als er die Gelegenheit erhielt, am Trinity College in Bristol Theologie zu studieren, ergreift er sie, obwohl er seinen Platz eher im Unterrichtsfach sieht. „Der Ort um Christus zu bezeugen ist ausserhalb, nicht in der Kirche“, ist er überzeugt. Doch sein Wahlspruch, Alles, was ihr tut, tut ihr zur Ehre Gottes (1.Kor. 10,31), gilt auch für sein Studium, das er als ordinierter Pfarrer beendet. Unterdessen hat er seine Frau Karin, eine Schweizerin, kennengelernt und geheiratet. Gemeinsam mit ihr reist er 1991 nach Uganda, wo er als Pfarrer und sie als Krankenschwester sudanesische Flüchtlinge betreuen. Ein besonderes Anliegen sind ihnen Kinder. So geben sie auch rund 100 traumatisierten BoySoldiers ein neues Zuhause. Das wird ihnen zum Verhängnis. Im politisch unstabilen Norden Ugandas, wird dies als Bedrohung empfunden. Als sich da Lage zunehmend verschlechtert,wird die persönliche Situation der Ayoks lebensbedrohlich. Unter diesen Umständen sind sie gezwungen, nach England zurückzukehren, wo der Pfarrer eine Gemeinde übernehmen kann. Es folgen ruhigere Jahre, während denen die Zwillingsmädchen Aluel und Ashol geboren werden.
Heute kann der stattliche Sudanese gelassen auf jenes turbulente und ent-scheidende Jahr 1984 zurückblicken. Bereits ein Jahr zuvor hatte er sich aufgrund seines 9. Ranges an den Weltmeisterschaften für die Olympia-Teilnahme qualifiziert. Nach intensivem Training in Deutschland reiste er an die Sommerspiele. Doch das Rennen, für welches er monatelang trainiert hatte, fand ohne ihn statt. Der Sudan entschied in letzter Minute – gemeinsam mit den ehemaligen Staaten des Ostblocks –, die Spiele in den USA zu boykottieren. In wenigen Augenblicken zerrannen die Hoffnungen seiner engagierten Vorbereitung. Was nun? Joseph Ayok machte einen unvorbereiteten Schritt. Er reiste auf Anraten seiner Familie nach England anstatt in den Sudan zurück. Die fortschreitende Islamisierung seiner Heimat hätte ihm als Christ eine Fortsetzung seiner Sportkarriere verunmöglicht. Zudem drohte ihm die Zwangsrekrutierung durch die Armee, denn nach einer zehnjährigen Periode des Friedens war der Bürgerkrieg zwischen dem muslimischen Norden und dem christlich-animistischen Süden erneut ausgebrochen.
Kindheit im Krieg
Joseph kannte diesen Konflikt bereits aus seiner Kindheit: die Erinnerungen an seine ersten neun Lebensjahre sind von Kriegshandlungen geprägt, denen auch seine Mutter und Brüder zum Opfer fielen. Geboren in eine katholische Familie – der Vater Lehrer, die Mutter kümmerte sich um die sieben Kinder – wurde er bereits mit neun Jahren an eine Internatsschule geschickt. Hier entdeckte man auch sein sportliches Talent. Mit 19 Jahren wurde er vor die Wahl gestellt, ein Sport-College in den USA oder eine Bibelschule in Schweden zu besuchen – er entschied sich für Letzteres. Auch im hohen Norden konnte er seine sportlichen Ziele weiterverfolgen, welche schliesslich in der Olympianomination gipfelten.
In England erlebt er dann als Staatenloser die schwierigste Zeit seines Lebens. Hände und Füsse schienen ihm gebunden. Als er die Gelegenheit erhielt, am Trinity College in Bristol Theologie zu studieren, ergreift er sie, obwohl er seinen Platz eher im Unterrichtsfach sieht. „Der Ort um Christus zu bezeugen ist ausserhalb, nicht in der Kirche“, ist er überzeugt. Doch sein Wahlspruch, Alles, was ihr tut, tut ihr zur Ehre Gottes (1.Kor. 10,31), gilt auch für sein Studium, das er als ordinierter Pfarrer beendet. Unterdessen hat er seine Frau Karin, eine Schweizerin, kennengelernt und geheiratet. Gemeinsam mit ihr reist er 1991 nach Uganda, wo er als Pfarrer und sie als Krankenschwester sudanesische Flüchtlinge betreuen. Ein besonderes Anliegen sind ihnen Kinder. So geben sie auch rund 100 traumatisierten BoySoldiers ein neues Zuhause. Das wird ihnen zum Verhängnis. Im politisch unstabilen Norden Ugandas, wird dies als Bedrohung empfunden. Als sich da Lage zunehmend verschlechtert,wird die persönliche Situation der Ayoks lebensbedrohlich. Unter diesen Umständen sind sie gezwungen, nach England zurückzukehren, wo der Pfarrer eine Gemeinde übernehmen kann. Es folgen ruhigere Jahre, während denen die Zwillingsmädchen Aluel und Ashol geboren werden.
Gründung im Jahr 2000 von Under Tree Schools - England

Doch auch der Kontakt zum Sudan reisst nicht ab. Im Jahr 2000 gründete Joseph Ayok zusammen mit seiner Frau das Projekt „Under Tree Schools“ (UTS). Diese Schulen unter Bäumen haben den Vorteil, dass sie nicht durch Kriegshandlungen zerstört werden können und somit einen minimalen Schulbetrieb garantieren. Im Schatten der Bäume werden so rund 1000 Schüler von 30 Lehrenden unterrichtet. Neue Hoffnung für den Süden ergaben sich mit dem Friedensabkommen zwischen Nord- und Südsudan im Jahr 2005. Joseph Ayok reiste nun offiziell in seine Heimat, um als Direktor für religiöse Angelegenheiten beim Aufbau der daniede-rliegenden Infrastruktur mitzuwirken. Seine Familie musste er in England zurücklassen. Bald erkannte er, dass Bürokratie, Eigeninteresse und fehlende Bildung der Verantwortlichen die staatlich geförderten Projekte behindern. Der von Spendern aus England und der Schweiz finanzierte Schulkomplex der UTS dagegen, schreitet gut voran. Die Schule ist ausschliesslich für Mädchen gedacht, welche im Sudan die schlechtesten Bildungschancen haben. Sie werden hier nebst den üblichen Fächern in Hauswirtschaft und Hygiene
ausgebildet und so befähigt, ihren Lebensunterhalt später selber zu verdienen. Spätestens in zwei Jahren, soll die Schule ganz der Verantwortung der lokalen Behörden übergeben und unabhängig von europäischen Spendern werden. Ein hohes Ziel, aber durchaus realistisch, wie Ayok meint, da das Schulgeld in Naturalien bezahlt werden kann und die Bevölkerung den Wert einer Ausbildung kenne. Mit UTS hofft der Pfarrer, auch ein Vorbild für die staatlichen Schulen zu schaffen und so etwas zu bewegen. Doch er weiss auch, dass Gott die Herzen der Menschen verändern muss, damit sich etwas ändert.
ausgebildet und so befähigt, ihren Lebensunterhalt später selber zu verdienen. Spätestens in zwei Jahren, soll die Schule ganz der Verantwortung der lokalen Behörden übergeben und unabhängig von europäischen Spendern werden. Ein hohes Ziel, aber durchaus realistisch, wie Ayok meint, da das Schulgeld in Naturalien bezahlt werden kann und die Bevölkerung den Wert einer Ausbildung kenne. Mit UTS hofft der Pfarrer, auch ein Vorbild für die staatlichen Schulen zu schaffen und so etwas zu bewegen. Doch er weiss auch, dass Gott die Herzen der Menschen verändern muss, damit sich etwas ändert.

Olympiade in London 2012
Joseph Ayok-Loewenberg, der Gründer von Under Tree Schools, war für die Olympischen Spiele 1984 in Los Angeles qualifiziert. Sehen und hören Sie seine Geschichte.
Joseph Ayok-Loewenberg, der Gründer von Under Tree Schools, war für die Olympischen Spiele 1984 in Los Angeles qualifiziert. Sehen und hören Sie seine Geschichte.